Gärzeit-Rechner: So passt du deine Brot- oder Pizzateige an die Raumtemperatur an

8. Oktober 2025   •   

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Gärzeit-Umrechner für Teige

Wer regelmäßig Brot oder Pizza selbst macht, kennt das: Im Rezept steht „Teig 12 Stunden ruhen lassen“ – aber in deiner Küche sind gerade 25 °C, oder im Winter nur 18 °C. Und dann kommt die Frage: Muss der Teig jetzt kürzer oder länger ruhen?

Die Antwort: Ja – die Raumtemperatur hat großen Einfluss auf die Gärzeit. Je wärmer es ist, desto schneller arbeitet die Hefe oder der Sauerteig. Je kälter, desto länger dauert es, bis der Teig reif ist.

Damit du das nicht selbst ausrechnen musst, kannst du hier ganz einfach die optimale Gärzeit deines Teigs an deine aktuelle Raumtemperatur anpassen:

So funktioniert’s:

  1. Trage die Rezeptzeit und die Temperatur ein, auf die sich das Rezept bezieht (meist 20 °C).
  2. Gib die aktuelle Raumtemperatur an.

Ruhezeit-Umrechner für Teige (Stockgare oder Stückgare)







Warum die Raumtemperatur so wichtig ist

Hefe und Milchsäurebakterien sind lebende Mikroorganismen. Ihre Aktivität hängt stark von der Temperatur ab. Je wärmer, desto schneller vermehren sie sich – je kälter, desto langsamer. In den meisten Rezepten wird, auch wenn es nicht ausdrücklich erwähnt ist, von einer Raumtemperatur um 20 °C ausgegangen. Das ist ein Durchschnittswert, bei dem die Mikroorganismen stabil arbeiten und sich Aromen harmonisch entwickeln. Schon wenige Grad Unterschied verändern das Ergebnis spürbar:

  • Bei 25 °C reift der Teig deutlich schneller.
  • Bei 18 °C braucht er spürbar länger.

Faustregel für Gärzeiten

Pro 1 °C wärmer → Gärzeit etwa 10 % kürzer
Pro 1 °C kälter → Gärzeit etwa 10 % länger

Diese Faustregel stammt aus der Backpraxis und funktioniert im typischen Küchenbereich (zwischen 16 °C und 28 °C) erstaunlich gut – sowohl bei Hefeteig als auch bei Sauerteig.

Beispiel: Pizzateig mit langer Führung

Ein Rezept gibt an: „12 Stunden bei 20 °C ruhen lassen.“ In deiner Küche sind es 25 °C – also 5 °C wärmer. Dann darf der Teig etwa 40 % kürzer ruhen: 12 h × 0,9⁵ ≈ 7 Stunden. Bei 18 °C (2 °C kälter) verlängert sich die Zeit um rund 20 %: 12 h × 1,1² ≈ 14½ Stunden. Diese Unterschiede sind nicht nur rechnerisch, sondern auch praktisch spürbar: Ein zu warmer Raum kann dazu führen, dass der Teig „übergeht“ und an Struktur verliert – ein zu kalter Raum, dass er kompakt bleibt und kaum Volumen aufbaut.

Wie genau ist die Regel wirklich?

Die „10 %-Regel“ ist eine gute Orientierung, aber keine exakte Wissenschaft. Untersuchungen zeigen, dass sich die Aktivität von Hefe bei einer Erwärmung um etwa 10 °C ungefähr verdoppelt – was gut zur Faustregel passt. Allerdings gilt das nur innerhalb normaler Temperaturen.

  • Über 30 °C arbeitet Hefe unzuverlässig und bildet Nebenprodukte.
  • Unter 10–15 °C verlangsamt sich die Aktivität stark, bei Kühlschranktemperaturen fast vollständig.

Auch der Teig selbst spielt eine Rolle: Hydration, Mehltyp, Hefemenge, Salz, Zucker und Säure beeinflussen die Geschwindigkeit. Beim Sauerteig kommen zusätzlich Milchsäurebakterien ins Spiel – sie reagieren anders auf Temperaturänderungen. Wärmer bedeutet meist mildere, milchsäurebetonte Aromen; kälter führt zu kräftigeren, essigsauren Noten.

Darum gilt: Die Formel liefert Näherungswerte – ersetzt aber nicht das Beobachten des Teigs. Im Zweifel entscheidet der Teig, nicht die Uhr.

Warum sich die Anpassung lohnt

  • Mehr Kontrolle: Du weißt genau, wann dein Teig reif ist.
  • Besserer Geschmack: Eine angepasste Gare sorgt für komplexe, ausgewogene Aromen – besonders beim Sauerteig.
  • Bessere Struktur: Der Teig bleibt elastisch und stabil.
  • Ganzjährig zuverlässige Ergebnisse: Ob Sommer oder Winter – deine Brote und Pizzen gelingen immer gleich gut.

Die Raumtemperatur hat größeren Einfluss, als viele denken. Mit dem Gärzeit-Umrechner kannst du deine Rezepte an deine tatsächlichen Bedingungen anpassen – und bekommst jedes Mal den perfekten Teig, egal ob für Pizza, Brot oder Brötchen.